CAS Digitalethik

Die berufsbegleitende Weiterbildung Digitalethik ist die einzige ihrer Art in Deutschland. Sie richtet sich an all diejenigen, die die digitale Zukunft unserer Wirtschaft und Gesellschaft aktiv mitgestalten wollen und hierfür nach wissenschaftlich fundiertem Hintergrundwissen und ethischer Orientierung suchen. Die Weiterbildung findet in Kooperation mit der Universität Freiburg statt und schließt mit einem internationalen Certificate of Advanced Studies (CAS) in Digitalethik ab.

Die Weiterbildung

Online-Teilnahme möglich

Mittlerweile ist nicht mehr nur allerorten von der “digitalen Transformation” unserer Arbeitswelt, Wirtschaftsweise und Lebensführung die Rede, sondern auch von den ethischen Herausforderungen der Digitalisierung. Besonders das Potenzial der “Künstlichen Intelligenz” befeuert die unterschiedlichsten Zukunftsvisionen. Zugleich entwickeln Unternehmen weltweit bereits in atemberaubendem Tempo neue Anwendungen und Geschäftsmodelle, auf die nun auch die europäische Politik mit Experteneinschätzungen und Regulierungsszenarien reagiert. Was bislang jedoch fehlt, ist eine wissenschaftlich fundierte und zugleich praxisnahe Orientierung, die die gesamte Breite aktueller digitalethischer Herausforderungen abdeckt. Diese Orientierung bietet der CAS Digitalethik, um es Verantwortungsträger/innen zu ermöglichen, ihr technisches und ethisches Verständnis zu vertiefen und ihre Haltung zu diesen Herausforderungen zu schärfen.

Sie haben Interesse an den Themen der Digitalethik? Wir bieten auch Inhouse-Seminare an.

Einblick in die Weiterbildung

Überblick

Inhalte

Mittlerweile ist nicht mehr nur allerorten von der „digitalen Transformation“ unserer Arbeitswelt, Wirtschaftsweise und Lebensführung die Rede, sondern auch von den ethischen Herausforderungen der Digitalisierung. Doch wie lässt sich die Digitaltechnik mitsamt ihren Anwendungsmöglichkeiten und Geschäftsmodellen auf differenzierte Weise verstehen und bewerten? Welche Veränderungen in unserer Wirtschaftsweise, unserem Führungsverständnis, aber auch in unserem Selbstverhältnis zeigen sich bereits? Und wie lässt sich ein mündiges Leben im Digitalzeitalter gestalten? Hierzu fehlt es bislang an Expertise und Urteilskraft. Vor allem aber fehlt ein offener Ort, der es ermöglicht, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. Diese Möglichkeit bieten wir Ihnen mit unserer berufsbegleitenden Weiterbildung Digitalethik – tiefgründig, scheuklappenfrei und inspirierend.

Zielgruppe & Lernziele

Die berufsbegleitende Weiterbildung richtet sich an alle Fach- und Führungskräfte aus Unternehmen (insbes. IT, HR, Vertrieb, Prozesslenkung, Geschäftsführung), an Selbständige sowie Beschäftigte des Öffentlichen Diensts mit Digitalisierungsbezug, an Verantwortungsträger:innen aus Politik, Verbänden, Gewerkschaften und NGOs sowie an selbständige Unternehmens- und Personalberater:innen.

Lernziele sind:

  • Technische, ökonomische und ökologische Grundlagen/Probleme von Digitalisierung verstehen bzw. identifizieren
  • Ethisch-philosophisches Grundlagenwissen zur Digitalisierung auf eigene Problemstellungen und Projekte im privaten und beruflichen Umfeld anwenden
  • Eine eigene Haltung zur digitalen Transformation und ihren Auswirkungen auf die Gesellschaft entwickeln und argumentativ vertreten und so die eigene digitale Mündigkeit stärken

Format, Termine & Abschluss

Die Weiterbildung ist im Blended-Learning-Format. Sie umfasst zehn Seminare sowie deren eigenständige Vor- und Nachbereitung über eine Online-Lernplattform.

Die Weiterbildung beginnt in Februar 2023 und endet in Dezember 2023.

Die Seminaren finden freitags von 16:30 Uhr bis 21:30 Uhr sowie samstags von 09:30 Uhr bis 13:30 Uhr in Freiburg vor Ort bzw. im Hybridmodus oder ausschließlich online statt. Die detaillierten Seminarinformationen können Sie dem Programm entnehmen.

Sie schließt mit einem international anerkannten Certificate of Advanced Studies (CAS) ab und umfasst 10 ECTS-Punkte.

Voraussetzungen, Anmeldefrist & Kosten

Die Teilnehmenden sollten über ein abgeschlossenes Hochschulstudium beziehungsweise qualifizierte Berufserfahrung verfügen.

Anmeldefrist ist der 1. Februar 2023. Über die Platzvergabe entscheidet der Anmeldezeitpunkt.

Für eine erfolgreiche Anmeldung benötigen wir Ihren Lebenslauf. Sie können sich online auf unserer Homepage anmelden: https://www.thales-akademie.de/anmeldung-digitalethik/

Die Teilnahmegebühr beträgt 4.900 Euro. In den Kosten sind alle Studienmaterialien, persönliche Betreuung und das CAS Abschlusszertifikat sowie Snacks und Erfrischungen während der Präsenzseminare enthalten – nicht enthalten sind eventuelle Reise- und Übernachtungskosten.

Wir arbeiten nicht gewinnorientiert; die Gebühr dient unserer Kostendeckung und kann steuerlich abgesetzt werden.

Nach Absprache können Sie die Weiterbildung in Raten zahlen. Wenn Sie finanzielle Unterstützung benötigen, weil Sie eine Teilnahme andernfalls nicht finanzieren könnten, bemühen wir uns um ein (Teil-)Stipendium. Wenden Sie sich in diesen Fällen persönlich und frühestmöglich an uns, wir helfen Ihnen gerne weiter.

Veranstalter & Seminarorte

Die Weiterbildung ist ein Angebot der Thales-Akademie für angewandte Philosophie in Kooperation mit der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und wird von wissenschaftlich renommierten, praxiserfahrenen Dozierenden aus ganz Deutschland geleitet.

Die Präsenztermine finden wenige Minuten vom Hauptbahnhof im Freiburger Stadtteil Wiehre statt – entweder im Liefmann-Haus der Universität Freiburg (Goethestraße 33) oder am Sitz der Thales-Akademie (Holbeinstraße 16).

Für Online-Termine nutzen wir Zoom.

Beratung & Ansprechperson

Für alle Fragen schreiben Sie uns gerne eine E-Mail oder rufen Sie uns einfach an. Wir freuen uns auf Sie!

Luana FarinelliIhre Ansprechpartnerin:

Luana Farinelli
farinelli@thales-akademie.de
Telefon 0761 – 290 800 10

Aktuelles zur Weiterbildung

Die Weiterbildung Digitalethik befindet sich gerade in der Überarbeitung.

Sie haben Interesse an einem spezifischen Thema der Weiterbildung und möchten für Ihre Organisation weitere Informationen? Kein Problem, wenden Sie sich direkt an uns. Wir bieten auch Inhouse-Seminare an!

Das Programm

Online-Teilnahme möglich

Überblick Seminare

Grundlagen I: Mensch und Technik im digitalen Zeitalter

Menschen machen Dinge, mit denen sie die Welt einrichten, und sie erfinden Technik, die ihnen das Leben erleichtert – so die landläufige Vorstellung. Aber was ist eigentlich ‚der Mensch‘, was ist ein ,Ding‘ und was heißt ‚Technik‘? Die Antworten auf diese grundlegenden Fragen sind vielfältig, in jeder Epoche anders, aber immer betreffen sie den Kern unseres Selbstbilds, unsere Vorstellungen darüber, wie wir in Zukunft leben wollen, unsere größten Befürchtungen und Hoffnungen. Heute sind sie brennender denn je: Ist die moderne Technik, erst recht die Digital- und Informationstechnologie, nur ein Werkzeug, das wir nach Belieben einsetzen – oder benutzt sie längst uns? Werden wir bald keine Menschen mehr sein, sondern hybride Zwitterwesen aus Biomasse und intelligenten Prothesen? Machen lernfähige Maschinen den Homo sapiens eines Tages überflüssig?

Im Zentrum des ersten Seminars steht das Verhältnis von Mensch und Technik im digitalen Zeitalter. Es vermittelt Basiswissen aus Philosophie, Anthropologie und Soziologie und einen Raum für das persönliche Kennenlernen sowie Vorblicke auf das Gesamtprogramm des CAS Digitalethik.

 

Christian DriesDr. Christian Dries studierte Philosophie, Soziologie, Psychologie und Geschichte in Freiburg und Wien und leitet an der Thales-Akademie den CAS Digitalethik. Zuvor war er Wissenschaftsmanager einer privaten Hochschule und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Freiburg. Als Vizepräsident führt er die von ihm mitgegründete Internationale Günther Anders-Gesellschaft. Er ist Dozent beider Grundlagenseminare der Weiterbildung.

Grundlagen II: Grundpobleme der Digitalethik

Von der Arbeit bis zum Privatleben, von der Gesundheitsvorsorge bis in die politische Entscheidungsfindung: Überall sind Digitalisierungsprozesse am Werk, deren Komplexität, Tragweite und Folgen viele, wenn nicht alle Menschen kaum mehr überschauen. Das gilt vor allem für ,Big Data‘ und Künstliche Intelligenz, Sensortechnik und Robotik. Alle diese Technologien fordern unser ethisches Reflexionsvermögen in besonderer Weise heraus. Denn sie sind keine simplen Werkzeuge mehr, die wir nach Belieben souverän benutzen – sie sind ethisch nicht neutral.

Das zweite Grundlagenseminar klärt daher zunächst zentrale Begriffe und Konzepte der Digitalisierung. Darauf aufbauend führt es in einschlägige ethische Perspektiven sowie Grundprobleme der Digitalethik ein. Auf diese Weise – und mit Hilfe konkreter Fallbeispiele – vermittelt das Seminar ein elementares philosophisches Rüstzeug, um konkrete digitalethische Herausforderungen im eigenen Alltag und Berufsleben zu präzisieren und besser beurteilen zu können.

 

Christian DriesDr. Christian Dries studierte Philosophie, Soziologie, Psychologie und Geschichte in Freiburg und Wien und leitet an der Thales-Akademie den CAS Digitalethik. Zuvor war er Wissenschaftsmanager einer privaten Hochschule und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Freiburg. Als Vizepräsident führt er die von ihm mitgegründete Internationale Günther Anders-Gesellschaft. Er ist Dozent beider Grundlagenseminare der Weiterbildung.

Unser Selbstbild im digitalen Wandel

„Du hast ein besseres Ich in Dir.“ Mit dieser verführerischen Formel bewarb die Firma Apple 2018 nicht nur ihre umfänglich verbesserte Smartwatch. Sie proklamierte damit auch das neue – aktivere, flexiblere und produktivere – ,Ich‘ des digitalen Zeitalters. Ein Ich des Potentials, das seine Sinne analysiert und seine Fertigkeiten quantifiziert; ein Ich, das sich kontinuierlich optimiert – kurz: das sich stetig selbst überwindet.

Dieses „bessere Ich“ – das digital aufgerüstete „quantified self“ – wollen wir im Seminar genauer studieren: Welche Versprechen und Verheißungen, welche Imperative gehen mit dem Aufruf zur technologischen Selbstoptimierung einher? Welches Selbstverständnis, welches Menschenbild zeichnet sich hier ab? Wie lassen sich Autonomie, Souveränität oder Freiheit in der vermessenen Welt des (Self-)Tracking fassen?

Ebenso denken wir im Seminar darüber nach, welche gesellschaftlichen Entwicklungen sich im Zuge der Expansion digitaler, tragbarer Technologien abzeichnen: Was geschieht, wenn aus dem vereinzelten Wunsch zur Selbstverbesserung eine neue Norm, aus dem quantified self ein quantified collective, aus der freiheitlichen Kontrolle eine kontrollierte Freiheit wird? Damit werden wir neben neuen Arbeitsbedingungen auch die Machtbeziehungen in der „Gesellschaft der Wearables“ untersuchen und diskutieren, wie sich derzeit unser Selbst- und Weltverhältnis durch Digitaltechnologie wandelt.

 

Anna-Verena Nosthoff ist Philosophin, politische Theoretikerin und Publizistin. Sie war zuletzt Research Fellow am Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft. Derzeit lehrt sie an der Universität Wien und ist Ko-Direktorin des Data Politics Lab an der HU Berlin. Als Essayistin schreibt sie regelmäßig u. a. für die FAS, Die Republik, NZZ und das Philosophie Magazin.

Felix Maschewski ist Publizist, Wirtschafts-, Literatur- und Kulturwissenschaftler, Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftsgestaltung Berlin und Dozent an der Freien Universität Berlin. Als Essayist schreibt er regelmäßig u. a. für die FAS, Hohe Luft, Die Republik, NZZ und das Philosophie Magazin.

 

Digitalisierung der Arbeitswelt

Die Digitalisierung der Arbeit liest sich wie eine Erfolgsgeschichte: Seit den 70er Jahren hat Computertechnologie zahlreiche Berufsfelder von lästigen, repetitiven Verwaltungsaufgaben befreit, viele Tätigkeiten aufgewertet und hohe Produktivitätsgewinne erzeugt. Zuletzt konnten Millionen Menschen während der Corona-Pandemie dank Kollaborationssoftware und cloudbasiertem Datenaustausch im Home-Office bleiben.

Doch die digital-agile „New Work“-Welt hat eine Kehrseite: Computertechnik ist nicht mehr nur ein Werkzeug, das Handlungsspielräume erweitert, sondern zunehmend auch ein Steuerungs- und Überwachungsinstrument, das die Autonomie der Arbeitenden in Frage stellt. Von Gigworking-Platt- formen über ERP-Software bis zur Industrie 4.0 werden immer mehr Tätigkeiten in die Cloud verlagert, digital erfasst und nach dem Motto „tracking, rating, scoring“ einem algorithmischen Kontrollapparat unterworfen.

Das Seminar diskutiert zunächst die Chancen und Risiken digitalisierter Arbeit auf Basis von Kurzinputs und aktuellen arbeitssoziologischen Analysen. Mit diesem Hintergrundwissen wollen wir im zweiten Teil nach einem konstruktiven Umgang mit digitalen Arbeitstools im Alltag fragen: Was ist „gute“ digitale Arbeit? Wie lassen sich digitale Arbeitsprozesse erfolgreich und nachhaltig implementieren? Wie sieht eine digitale Unternehmensinfrastruktur aus, die die Kreativität der Beschäftigten fördert und ihre Autonomie bewahrt? Die praktischen Erfahrungen der Teilnehmenden sollen dabei mit Design-Thinking-Methoden und Gruppendiskussionen verknüpft und theoretisch reflektiert werden

 

Dominik Piétron studierte Philosophie sowie Politik- und Wirtschaftswissenschaften in Leipzig und Paris. Nachdem er den Aufbau einer digitalen Arbeitsplattform in der Freien Wohlfahrt begleitete, ist er aktuell als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrbereich Soziologie der Zukunft der Arbeit an der Humboldt-Universität zu Berlin beschäftigt. Er forscht und schreibt zum Thema Datensouveränität im digitalen Kapitalismus.

Digitale Geschäftsmodelle

Digitale Geschäftsmodelle gibt es reichlich, doch worin genau bestehen ihre Prinzipien und Erfolgsfaktoren? Und wo werden dabei ethische Grauzonen betreten oder sogar rote Linien überschritten? Diese Fragen beschäftigen zunehmend die Fach- und Führungskräfte in Unternehmen sowie Vertreter/innen von Politik, Medien und zivilgesellschaftlichen Organisationen.

Dabei entsteht derzeit das Bestreben, ein neues Konzept von Corporate Digital Responsibility (CDR) zu etablieren, also Unternehmensverantwortung für digitale Geschäftsmodelle. Nur: Für welche digitalen Produkte und Dienstleistungen sollten Unternehmen eigentlich Verantwortung übernehmen? Welche Rolle spielen dabei die Nutzer/innen und Kund/innen, aber auch der Staat? Und vor allem: Wie lassen sich solche ethischen Verpflichtungen im Alltag umsetzen? Die Antworten, die Unternehmen auf diese Fragen geben und vorleben, entscheiden sowohl über ihre Legitimität und Glaubwürdigkeit als auch über ihren langfristigen Erfolg.

Im Seminar ergründen wir anhand mehrerer Fallbeispiele, welche Risiken mit Technologien wie Micro-Targeting, Tracking-Verfahren oder Gesichtserkennung verbunden sind. Hierauf aufbauend untersuchen wir, welche Best-Practice-Modelle sich derzeit entwickeln und welche Rolle ethische Prinzipien wie Datensicherheit, Datenautonomie, Datensparsamkeit, Verstehbarkeit und Gerechtigkeit für zeitgemäße digitale Produkte und Dienstleistungen spielen. Die Teilnehmenden vertiefen so ihr technisches und ökonomisches Verständnis der Digitalwirtschaft und stärken ihre Fähigkeit, verantwortungsvolle digitale Geschäftsmodelle zu unterstützen.

 

Philippe MerzDr. Philippe Merz ist Mitgründer und Geschäftsführer der Thales-Akademie. Er arbeitet zu aktuellen Herausforderungen der Wirtschafts- und Digitalethik, zu denen er zahlreiche Seminare für Unternehmen, Hochschulen und NGOs leitet. Er studierte Philosophie und Germanistik in Freiburg, Basel und Wien und wurde 2014 mit einer Untersuchung zur phänomenologischen Ethik promoviert.

Digitale Nachhaltigkeit

Der Diskurs über Digitalisierung enthält viele Versprechen: Roboter befreien uns von mühsamer Arbeit, durch Effizienzsteigerungen schonen wir die Umwelt, immer mehr Menschen erhalten Zugang zu demokratischer und wirtschaftlicher Teilhabe.

Gerade die Vision einer sogenannten „Dematerialisierung“ geht davon aus, dass wir viele Prozesse, Produkte und Dienstleistungen mithilfe digitaler Technologie von ihrer materiellen Grundlage entkoppeln können. Dabei wird jedoch häufig ignoriert, dass die Digitaltechnik selbst eine umfangreiche materielle Basis benötigt, die von den erforderlichen Rohstoffen für digitale Endgeräte über Netzwerke und Serverparks bis hin zu Recyclings- und Entsorgungswegen reicht. Näher betrachtet zeigt sich dabei, dass viele digitale Produkte und Dienste bislang keineswegs zu Einsparungen führen, sondern häufig eher das Gegenteil der Fall ist.

Im Seminar analysieren wir daher genauer, was es mit sogenannten „Rebound-Effekten“ auf sich hat und wie wir sie so begrenzen können, sodass die Digitalisierung einen echten Beitrag zur sozial-ökologischen Transformation leistet. Dabei lernen wir Konzepte wie digitale Suffizienz oder Konvivialität kennen, aber auch Gegenentwürfe zu digitalen Geschäftsmodellen wie die Freie und Open Source-Bewegung (FOSS) oder Initiativen für digitale Gemeingüter bzw. „Digital Commons“. Auf welchen Theorien und konzeptionellen Hintergründen bauen diese Initiativen auf, die mit Diensten wie Linux, Wikipedia oder Creative Commons eine großen, aber dennoch oft übersehenen gesellschaftlichen Einfluss haben? Wie bleiben sie dauerhaft erfolgreich, und was können wir von ihnen lernen?

 

Anja Höfner arbeitet zu den Themen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und sozial-ökologischer Wandel. Sie war als Teil der Forschungsgruppe Digitalisierung und sozialökologische Transformation des IÖW bei der Organisation der Bits & Bäume Konferenz 2018 aktiv und ist Mitherausgeberin des Sammelbandes Was Bits und Bäume verbindet.

 

Max Bömelburg hat in Leipzig Politikwissenschaft studiert und ist in verschiedenen Sozialen Bewegungen aktiv. Er beschäftigt sich mit dem Erstarken des Überwachungskapitalismus sowie Klimagerechtigkeit und Digitalisierung aus einer sozial-ökologischen Perspektive. Zusammen mit Anja Höfner arbeitet er beim Konzeptwerk Neue Ökonomie im Bereich Digitalisierung.

Digitaler Kapitalismus

Große Transformationsprozesse wie die Digitalisierung sind mehrdeutig und vielschichtig. Das macht die wissenschaftliche Analyse aufwändig, bietet aber zugleich viele konkrete Gestaltungsmöglichkeiten – in Wirtschaft wie in Politik. Dies gilt insbesondere für das noch vergleichsweise junge Phänomen des „Digitalen Kapitalismus“. Wie schon bei vorherigen Technologiesprüngen, etwa in der „New Economy“, können wir auch hier eine Mixtur aus nahezu ungezügeltem Wachstum, verbunden mit starken Oligopol-Tendenzen, beobachten. Wird sich diese Dominanz weniger Tech-Giganten aus den USA, Russland oder China fortsetzen, die sich bislang erfolgreich demokratischer Kontrolle entziehen, etwa wenn es um Datenschutz, Sozialversicherung, Haftung oder Sicherheit geht, aber auch um ihre Besteuerung? Welchen Einfluss hat der Wandel hin zum digitalen Kapitalismus auf Produzent:innen und Konsument:innen? Und inwieweit verschärft er die soziale Ungleichheit?

Zur Beantwortung solcher Fragen hilft ein international vergleichender Blick auf verschiedene Arten von Kapitalismen und die sie gestaltenden Wohlfahrtsstaaten, um die Auswirkungen der Digitalisierung in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft besser zu verstehen. Dabei wird sichtbar, dass gerade die Varianz dieser Kapitalismen große und bislang oft übersehene Chancen für einen spezifisch europäischen Weg bietet – also einen ethisch verantwortungsvollen, demokratisch legitimierten Weg zwischen der autokratischen Strategie Chinas und dem Datenkapitalismus der USA. Das Seminar gibt Einblicke in diese Entwicklungen und Herausforderungen und ermöglicht den Teilnehmenden, anhand vielfältiger Impulse sowie Plenums- und Gruppenarbeit das eigene Hintergrundwissen zu vertiefen und die eigene Haltung zu stärken.

 

Prof. Dr. Daniel Buhr ist Leiter des Steinbeis-Transferzentrum Soziale und Technische Innovation sowie außerplanmäßiger Professor an der Universität Tübingen. Er arbeitet an der Schnittstelle von Wirtschaft und Politik und berät dort verschiedene internationale Organisationen sowie Ministerien, Unternehmen, Gewerkschaften und Stiftungen. Zuvor war er lange in leitender Position im Bereich Marketing und Kommunikation tätig.

Digitale Demokratie

Immer wieder ist in Wissenschaft und Gesellschaft die Rede von der „digitalen Revolution“. Diese Formulierung impliziert bereits, dass die Etablierung „neuer Medien“ drastische Folgen für die Demokratie hat: Prozesse der Meinungs- und Willensbildung haben sich in den letzten rund 30 Jahren gravierend verändert. Nie zuvor war der Zugang zu Information so umfassend und einfach, gleichzeitig beobachten wir die Entstehung polarisierender Echokammern und intransparenter Filterblasen, welche die Qualität der politischen Debatte negativ beeinflussen können.

An die Stelle des anfänglichen Fortschrittsoptimismus ist in der Politikwissenschaft vielfach die Dia- gnose einer Krise der Demokratie im digitalen Zeitalter getreten. Demokratische Systeme müssen auch jenseits des Medienwandels auf die veränderten Bedingungen reagieren, die durch die Omnipräsenz von Algorithmen und Daten in unserem Alltag entstehen. Geänderte Geschäftsmodelle verlangen neue Formen der Regulierung und demokratische Werte und Normen wie Privatheit oder Autonomie müssen auf neuartige Weise geschützt werden.

Vor diesem Hintergrund werden in dem Seminar Herausforderungen und Rahmenbedingungen demokratischen Handelns im digitalen Zeitalter beleuchtet. Neben den Konsequenzen fragmen- tierter politsicher Öffentlichkeit diskutieren wir die Bedeutung innovativer Partizipationsmöglichkeiten und ihre Nutzung. Zudem wird die politische Rolle von Plattformen analysiert, welche als politische Akteure – nicht zuletzt im Kontext zeitgenössischer Wahlkämpfe – einen wachsenden Einfluss auf Meinungs- und Willensbildungsprozesse haben.

 

Claudia RitziProf. Dr. Claudia Ritzi studierte Kommunikations- und Politikwissenschaft sowie Außenwirtschaft in Stuttgart und Hohenheim und ist nach Stationen in Stanford und am Wissenschaftszentrum Berlin seit 2018 Professorin für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Trier. Seit vielen Jahren beschäftigt sie sich mit Veränderungen politischer Öffentlichkeit und Partizipation im digitalen Zeitalter.

Wege zur digitalen Mündigkeit

Im letzten Seminar rücken wir eine Frage in den Mittelpunkt, die die Weiterbildung wie ein roter Faden durchzieht: Worin besteht ein mündiges Leben im Digitalzeitalter? Welches Fachwissen und welche Fähigkeiten benötigen wir, um diejenigen Werte zu verwirklichen, die uns wirklich wichtig sind? Diese Fragen sind ebenso grundlegend wie alltagsrelevant. Denn je nachdem, wie wir Digitaltechnik nutzen und weiterentwickeln, leisten wir einen anderen Beitrag zur Gesellschaft und treten anders in Beziehung zu uns selbst, zu unseren Mitmenschen und zur Natur. Somit betrifft uns die Herausforderung, ein mündiges Leben im 21. Jahrhundert zu führen, in unseren wichtigsten sozialen Rollen: als Familienmitglied und Bürger:in, Geschäftspartner:in und Kund:in, Fach- und Führungskraft.

Dabei ist Mündigkeit kein beliebiger Wert, sondern derjenige Wert, der eine Gesellschaft aus- zeichnet, die sich weiterhin am Ideal der Aufklärung orientiert. Dieses Ideal wurde von niemandem so prägnant formuliert wie von Immanuel Kant: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.“ Selbst verschuldet ist diese Unmündigkeit, weil wir noch zu wenig über die Hintergründe digitaler Technologien wissen, weil wir ihre neuen ethischen Chancen noch weitgehend übersehen und oft zu bequem sind, etablierte Routinen zu hinterfragen und zu ändern.

Wie dies gelingen kann, werden wir im Seminar erarbeiten, indem wir die Erkenntnisse aus den vorherigen Seminaren zusammenführen und ergänzen. Damit schärfen wir zugleich einen wertebasierten Humanismus für das Digitalzeitalter.

Christian DriesDr. Christian Dries studierte Philosophie, Soziologie, Psychologie und Geschichte in Freiburg und Wien und leitet an der Thales-Akademie den CAS Digitalethik. Zuvor war er Wissenschaftsmanager einer privaten Hochschule und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Freiburg. Als Vizepräsident führt er die von ihm mitgegründete Internationale Günther Anders-Gesellschaft. Er ist Dozent beider Grundlagenseminare der Weiterbildung.

Philippe MerzDr. Philippe Merz ist Mitgründer und Geschäftsführer der Thales-Akademie. Er arbeitet zu aktuellen Herausforderungen der Wirtschafts- und Digitalethik, zu denen er zahlreiche Seminare für Unternehmen, Hochschulen und NGOs leitet. Er studierte Philosophie und Germanistik in Freiburg, Basel und Wien und wurde 2014 mit einer Untersuchung zur phänomenologischen Ethik promoviert.

 

Abschlusspräsentationen

Digitalethische Expertise ist zweifellos eine Frage des Faktenwissens, aber ebenso sehr eine Frage der sensiblen Wahrnehmung, der klaren Analyse und der ausgewogenen Urteilsbildung. Daher beschließen wir die Weiterbildung nicht mit einer klassischen Klausur, sondern mit einer Abschlusspräsentation.

Hierfür wählt jede:r Teilnehmende ein Fallbeispiel aus dem eigenen Umfeld, analysiert dessen technischen und ethischen Facetten und entwickelt einen konkreten Lösungsvorschlag für den eigenen Alltag. Anschließend diskutieren wir diesen Lösungsvorschlag im Plenum mit den übrigen Teilnehmenden und Lehrenden. So können wir die im Verlauf der Weiterbildung erarbeiteten Einsichten und Handlungsstrategien gemeinsam rekapitulieren, überprüfen und von unseren jeweiligen Erfahrungen lernen.

Stimmen zur Weiterbildung

„Die verschiedenen Top-Referenten geben jedem Thema einen intensiven und zugleich praxisnahen Einblick in die Welt der Digitalisierung mit all ihren ethischen Herausforderungen. Die Vor- und Nachbereitung ist angenehm fordernd, die Diskussi- on mit den anderen Teilnehmenden durch deren unterschiedliche Hintergründe sehr bereichernd. Eine exzellente Investition für mich als Teilhabende an dieser Gesellschaft und vor allem für meine beratende Tätigkeit in KMUs.“
Dr. Anette Fintz, Führungsberatung in KMUs, Gründerin des Instituts für Sinn-orientierte Beratung

„Die Weiterbildung Digitalethik ist ein Novum: Sie adressiert drängende aktuelle Herausforderungen der Digitalisierung und bietet hierfür passgenaue Seminare in geradezu herzlicher Atmosphäre. Die Weiterbildung hat mir viel Spaß gemacht und ist von großer praktischer Relevanz für meine berufliche Tätigkeit.“
Hardy Müller, Gesundheitswissenschaftler, Beauftragter für Patientensicherheit der Techniker Krankenkasse

„Die Weiterbildung Digitalethik bietet den inspirierenden Impuls, mal wieder tief in Themen einzutauchen, die im Alltag an uns vorbeifliegen. Mit anspruchsvollen Vorbereitungstexten und spannenden Debatten gelingt es, unsere digitale Welt besser zu verstehen. Das bringt neue Energie für die tägliche Aufgabe, diese Welt positiv mitzugestalten.“
Martin Röll, Geschäftsführer der IG Metall Stuttgart

Was ist ein CAS?

Ein CAS ist ein international anerkannter, wissenschaftlicher Weiterbildungsabschluss für Menschen im Berufsleben. Er umfasst 188h Arbeitszeit, die sich im CAS Digitalethik auf zehn Seminare sowie Online-Selbststudium verteilen. Das CAS Digitalethik wird von unserem Kooperationspartner der Universität Freiburg vergeben. Wenn Sie Näheres zum CAS-System und den Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Weiterbildungsabschlüssen wissen möchten, sind Sie hier an der richtigen Stelle.

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