Ein Beitrag über die aktuelle Situation der Medizinethik. Von Miriam Fischer.
„Es sollten viel mehr Medizinethiker im deutschen Gesundheitswesen unterwegs sein.“ – so ein Kommentar auf das kürzlich erschienene Interview mit Ralph Jox zur Medizinethik in Zeit Online, in dem dieser darstellt, wie herausfordernd es für das Personal in Kliniken häufig ist, zwischen dem Wohl der Patienten und einer bestmöglichen medizinischen Behandlung zu entscheiden – denn nicht immer sind diese Ziele miteinander zu vereinbaren.
Dieser Meinung können wir aus vollem Herzen zustimmen: Es sollten viel mehr Beschäftigte im Gesundheitswesen medizinethisch geschult sein, und zwar durch alle Berufsgruppen hindurch. Deshalb planen wir aktuell, unser bestehendes Angebot auszuweiten und noch mehr zur medizinethischen Schulung aller Berufsgruppen beizutragen.
Denn ethische Entscheidungsfindung im Gesundheitswesen bedarf der Zusammenschau von Patient:in, Ärzteschaft, Pflege, Angehörigen sowie weiteren in die Behandlung involvierten Berufsgruppen, um aufgrund der Einschätzung der unterschiedlichen Perspektiven die bestmögliche Entscheidung zur Behandlung für den betroffenen Menschen zu treffen. Stellen wir uns einmal vor, wir besuchen unseren Großvater im Pflegeheim und er äußert den Wunsch, sein Leben mithilfe der Medizin zu beenden. An wen wenden wir uns? Mit wem können wir diesen Wunsch besprechen und wer begleitet uns auf diesem Weg? Wer ist fachlich geschult und erfahren im Umgang mit solch elementaren Fragen?
Die aktuelle Lage in Deutschland und der Schweiz
Um Gesundheitspersonal in Medizinethik zu schulen, bieten wir seit Längerem Weiterbildungen und Fortbildungen an. Seit einigen Jahren verleiht die Akademie für Ethik in der Medizin (AEM) bei entsprechender Qualifizierung den Titel „Ethikberater:in im Gesundheitswesen“ in drei Kompetenzstufen 1, 2 und 3. Unsere Weiterbildung CAS Medizinethik beinhaltet alle theoretischen Inhalte für die Kompetenzstufen 1, 2 und 3. Zusammen mit dem bei uns regelmäßig angebotenen Moderationskurs für Ethikberatung im Gesundheitswesen kann die Grundausbildung „Ethikberater:in im Gesundheitswesen“ (K1) vollständig bei uns absolviert werden.
Seit 2023 entwickelt die Schweizerische Gesellschaft für biomedizinische Ethik (SGBE) in einer Task Force Klinische Ethik ein ähnliches Zertifizierungsverfahren, um die Qualifikation für Ethik im Gesundheitswesen in der Schweiz besser zu strukturieren.
Unsere Pläne
Wir haben vor, in unserer zukünftigen Ausrichtung der Angebote in Medizinethik sowohl das deutsche als auch das zukünftige schweizerische Curriculum zu berücksichtigen. An der Thales-Akademie können 2026 die erforderlichen Qualifikationen für die Ausbildung „Ethikberatung im Gesundheitswesen“ weiterhin in den verschiedenen Kompetenzstufen (K1-K3) erlangt werden. Sobald das schweizerische Curriculum bekannt ist, werden wir uns den Kriterien anpassen, sodass möglichst ab 2026 auch die erforderlichen Qualifikationen für die Ausbildung in Klinischer Ethik für die Schweiz bei uns absolviert werden können.
Soweit zur aktuellen Lage der Ausrichtung Medizinethik bei uns an der Thales-Akademie. Wir hoffen sehr, damit dazu beizutragen, dass mit immer mehr ethisch geschultem Gesundheitspersonal die Implementierung von Ethik im Gesundheitswesen weiter voranschreitet – und dies damit einerseits zu besseren Behandlungsentscheidungen von Patient:innen beiträgt, aber auch auf Seiten der Beschäftigten im Gesundheitswesen zu besseren Arbeitsbedingungen, zu mehr Arbeitszufriedenheit, weniger Stress und mehr Resilienz führt.