Das Jahr 2022: schmerzhaft und beglückend zugleich

Jahresrückblick (Diego PH on Unsplash)

Wo bleibt die Besinnung?

Bald ist Weihnachten, und wie jedes Jahr wünschen sich viele Menschen auf der Zielgeraden vor dem Fest jene Besinnlichkeit, die das Jahresende doch eigentlich auszeichnen soll. Das fällt in diesem krisengeschüttelten Jahr 2022 schwerer als gewohnt, zumal vielerorts irgendwie scheinbar noch mehr Aufgaben zu erledigen und Projekte abzuschließen sind als ohnehin üblich. So hecheln viele eher den Feiertagen entgegen, als das Jahr mit Muße und Besinnung ausklingen zu lassen. Da kann es helfen, wenn wir uns zum Jahresende auf eine grundlegende Frage besinnen, für die wir uns zu selten Zeit nehmen: Wo willst du eigentlich hin? – Das war zumindest die Frage unserer ersten Plakatkampagne an mehreren Bahnhöfen, mit der wir in den vergangenen Wochen einerseits Reisende auf unsere Arbeit aufmerksam machen, ihnen zugleich aber eine Frage schenken wollten. Denn das Jahresende fördert wohl bei vielen dieses grundlegende Bedürfnis zutage: tief durchzuatmen, Ereignisse zu verarbeiten, Dinge zu beenden – und uns zu fragen, wie wir in Zukunft arbeiten und leben wollen.

 

Das Jahr 2022: schmerzhaft und beglückend zugleich

Dass wir den Menschen die Möglichkeit bieten, solche Fragen und ihre Antwortmöglichkeiten in den Weiterbildungen Digitalethik, Wirtschaftsethik und Medizinethik zu erkunden, beinhaltet für uns, dass wir sie uns zugleich selbst ehrlich stellen – persönlich, aber auch mit Blick auf die Entwicklung der Thales-Akademie insgesamt. Gerade der Blick auf die Organisationsentwicklung und Wirkungsweise der Thales-Akademie war im zurückliegenden Jahr stets schmerzhaft und beglückend zugleich: schmerzhaft, weil die Weiterbildungen Wirtschaftsethik und Digitalethik krisenbedingt geringer besucht waren als üblich und uns diese Einnahmeverluste nach wie vor zu schaffen machen – hier geht es uns leider ebenso wie den meisten Bildungs- und Kultureinrichtungen im ganzen Land. Beglückend hingegen, weil wir mit dem erweiterten Team immer besser in Schwung kommen und unsere zukünftigen Wirkungsziele gemeinsam präzisiert haben. Zugleich haben wir mit großer Resonanz neue Formate gestaltet wie etwa das Philosophicum, eine öffentliche Veranstaltungsreihe zu grundlegenden Fragen des Menschseins an der Schnittstelle von Philosophie und Medizin, gemeinsam mit der Uniklinik Freiburg. Apropos: Weiter geht’s in dieser Vortragsreihe nach dem Jahreswechsel am 18. Januar mit dem Thema “Arzt-Patienten-Interaktion im digitalen Zeitalter”; schon jetzt laden wir alle Interessierten herzlich ein, sich den Termin vorzumerken (18:15–19:45 Uhr, Präsenz an der Uni Freiburg, Hörsaal 1009; auch Online-Teilnahme möglich).

 

Die Weiterbildungsjahrgänge: außergewöhnlich vielfältig und engagiert

Die Absolvent:innen der Weiterbildungen Wirtschaft- und der Digitalethik (links) sowie der Medizinethik (rechts)

Beglückend war das Jahr zudem, weil wir es vom ersten bis letzten Moment genossen haben, in drei Weiterbildungsjahrgängen mit außergewöhnlich erkenntnishungrigen, engagierten und offenen Menschen zu arbeiten. Diese besondere Mischung spiegelte sich auch in den Themen der Abschlusspräsentationen, die kaum vielfältiger hätten sein können. In der Wirtschafts- und Digitalethik reichten die Themen von der ethischen Begründung und Umsetzung einer Tiny-House-Siedlung in Oberbayern über Fragen der Gestaltung der zwischenmenschlichen Atmosphären in Unternehmen bis hin zur Konzeption einer Kunstausstellung zu unserem fragwürdigen Digitalkonsum und problematischen digitalen Geschäftsmodellen. In der Medizinethik ging es etwa um die ethischen Tücken von Impfungen, von Palliativmedizin und Zwangsbehandlungen bis hin zu den Möglichkeiten, die Arzt-Patienten-Beziehung trotz aller Ökonomisierung des Gesundheitswesens bestmöglich zu gestalten. Wir gratulieren allen Absolvent:innen nochmals ganz herzlich zu ihren Abschlüssen – es war uns eine Freude!

 

Wo wir gerade bei freudvollen Momenten sind…

…erinnern wir uns zugleich an weitere Wirkungsradien unserer Arbeit, die das Jahr 2022 ebenfalls ausgemacht haben: Gemeinsam mit der Techniker Krankenkasse haben wir Kriterien für alle Bildungsangebote der TK zum Thema “Digitale Gesundheitskompetenz” entwickelt: Solche Bildungsangebote für knapp 11 Million Versicherte orientieren sich nun an den sechs Werten Selbstbestimmung, Privatheit, Sicherheit, Gerechtigkeit, Demokratie und Nachhaltigkeit.

Zugleich haben unsere externen Begleitungen an Fahrt aufgenommen: Bei der JobRad GmbH leitet Philippe Merz mittlerweile neben dem “Reflexionskreis” auch die Gesprächsformate “KulturFlurFunk” und “Wer ist eigentlich…?”, um die Organisation dabei zu unterstützen, in ihrem rasanten Wachstum auch die Unternehmenskultur bestmöglich zu gestalten.

Bei der Firma Bosch wünschen sich mittlerweile so viele Führungskräfte Austausch und Orientierung zu den ethischen Herausforderungen der digitalen Transformation, dass unsere Trainings doppelt so viele Interessenten hatten, wie wir Plätze anbieten konnten.

Auch das Thales-Forum fand nach der Pandemie-Pause endlich wieder statt, im Frühjahr zu der Frage, was wir eigentlich meinen, wenn wir – gerade angesichts der Pandemie – so oft und gerne von “Freiheit” sprechen; und im November zur “Zukunft des Geldes” mit dem Wirtschaftssoziologen Prof. Dr. Aaron Sahr und der Katholischen Akademie Freiburg. Beide Formate zeichneten sich durch reichlich offenen Austausch sowie durch großes inhaltliches und zwischenmenschliches Interesse aus. Hier knüpfen wir in 2023 sicher wieder an!

Nach solchen und vielen weiteren Veranstaltungen blicken wir zurück auf dieses merkwürdige Jahr, das uns viel abgefordert hat, das uns aber auch Begegnungen mit fast 2.000 Menschen in mehr als 100 Veranstaltungen ermöglicht hat. Umso mehr fragen wir uns schon leise: Was 2023 wohl bringen wird?

 

Perspektiven und Projekte 2023

So ganz laut sagen dürfen wir’s noch nicht, aber wir freuen uns sehr, im kommenden Jahr ein neues und bislang einzigartiges Format für junge Führungskräfte aus ganz Baden-Württemberg anbieten zu können. Mehr dazu im 1. Newsletter 2023…!
Worüber wir hingegen schon problemlos sprechen können, sind die Neustarts der drei Weiterbildungen Wirtschaftsethik, Medizinethik und Digitalethik im Februar/März 2023. Derzeit sind noch Plätze frei. Anmeldeschluss ist der 01. Februar 2023!

Wir danken allen Menschen und Partner-Organisationen, mit denen wir im zurückliegenden Jahr zusammenarbeiten durften, die uns unterstützt haben und die wir wiederum für die philosophischen und ethischen Fragen unserer Zeit inspirieren konnten!

Wer uns noch ein Weihnachtsgeschenk machen möchte, kann uns gerne bei LinkedIn und Twitter folgen, unseren Newsletter abonnieren und unsere Weiterbildungen weiterempfehlen. 💌

Wir sind ab dem 09. Janur 2023 wieder wie gewohnt erreichbar und bis dahin zumindest sporadisch für alle dringenden Anliegen.

Alles Gute vom ganzen Thales-Team und bis bald in 2023!