„Ach, Sie sind gar nicht vom Thales-Konzern?“, fragt die Teilnehmerin eines Digitalethik-Seminars in Berlin, während ihre Mundwinkel enttäuscht nach unten sinken. „Nee, ich bin von der Thales-Akademie für angewandte Philosophie.“ „Von der…?“ Nun treten tiefe Sorgenfalten auf ihre Stirn. Kurz huscht ihr Blick Richtung Ausgangstür. „Und was genau machen Sie?“ „Wir versuchen, philosophischen und ethischen Fragen mehr Raum zu geben: Wie lässt sich eine gute Organisationskultur gestalten? Wie gelingen beziehungsorientierte Führung und sozialökologischer Wandel? Was genau sind eigentlich Werte, und wie lassen sie sich auf ehrliche Weise leben? Wie können Ärztinnen und Pflegekräfte patientenorientiert handeln?
So was wie eine unabhängige philosophische Bildungsorganisation?
Und im heutigen Workshop eben: Wie lässt sich die sogenannte Künstliche Intelligenz für verantwortungsvolle digitale Geschäftsmodelle nutzen?“ Leichte Entspannung der Gesichtsmuskulatur. „Ach so. Und die Thales-Akademie ist so was wie eine unabhängige philosophische Bildungsorganisation?“ „Genau. Daher finden wir, dass wir ein kleines bisschen mehr Grund haben, uns auf einen antiken Philosophen zu berufen, als etwa börsennotierte Rüstungskonzerne.“ Jetzt schmunzelt die Teilnehmerin und entscheidet sich, dem Seminar mit dieser merkwürdigen Organisation eine Chance zu geben. Als die Gruppe abends auseinandergeht, möchte sie sich unbedingt für ein Vertiefungsseminar anmelden.
Atmosphäre, die einen Kontrapunkt zum Alltag setzt
Offen gesagt, so flott ist es uns nicht immer gelungen, Menschen oder Organisationen dafür zu erwärmen, dass es wichtig ist (und sogar freudvoll sein kann), sich inmitten des operativen Gewusels Zeit für grundsätzliche Fragen zu nehmen. Für Fragen zur eigenen Haltung und Werteorientierung, zum betrieblichen Miteinander und zum Verständnis von „guter Arbeit“, aber auch zum eigenen Menschen- und Gesellschaftsbild. Und das in einer Atmosphäre, die einen Kontrapunkt zum Alltag setzt: mit Ruhe fürs gründliche Nachdenken, mit Offenheit für die Perspektiven anderer, mit inspirierenden Denk- und Handlungsimpulsen. Ganz nach unserer Leitidee: Wir möchten mit unserer Arbeit sensibilisieren, irritieren und orientieren. Mehr Einblicke und Informationen zur Idee der Thales-Akademie finden sich hier.
Zu verkopft und netter Luxus?
Dieser Ansatz schien vielen zunächst irgendwie verkopft und elitär-akademisch, jedenfalls nicht mehr als ein netter Luxus, den man sich leisten kann, wenn die Geschäfte eh gut laufen. Heute, zehn Jahre nach unserer Gründung, sehen immer mehr Menschen, dass es inmitten der Klimakrise und Demokratiekrise wichtig ist, den vorpolitischen Raum zu kultivieren: um reflektierter und sinnvoller zu arbeiten, aber auch, um konstruktive Akzente gegen Wissenschaftsskepsis, Nationalismus und Minderheitenfeindlichkeit zu setzen.
Mit Optimismus und Dankbarkeit erleben wir daher die wachsende Resonanz auf unsere Arbeit.